Exkursionen und Projekte Gesundheits- und Medizintechnologien
Exkursion zur Medica 2019
Inspiration durch neuartige Medizintechnik.
Über achtzig Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Medizintechnologien und Lehrende der Hochschule Ruhr West besuchten am 19. November 2019 die Medica, die größte Fachmesse für Medizinprodukte und Medizintechnik Europas, in Düsseldorf. In kleinen Gruppen besuchten sie die Aussteller, die über ganze siebzehn Hallen verteilte war. Je nach Halle konnten die Studierenden verschiedene Eindrücke gewinnen und bekamen so zum Teil erstmals wirklich einen Überblick, welch ein breites Spektrum die Medica zu bieten hat: Von komplexer Labortechnik in den Hallen 1-3 über die neuartige und futuristische Medizintechnik in den Hallen 9-12 bis hin zu den neuesten Smartphone-Anwendungen für die eigene Gesundheit in Halle 13, welche für Informations- und Kommunikationstechnik bereitstand.
Gerade für die Studierenden aus dem fünften Semester boten sich auf der Medica viele Möglichkeiten mit Firmen in Kontakt zu treten. Denn sie werden im kommenden sechsten Semester in ihr Praxissemester starten. Jedoch hat der Ausflug zur Medica nicht nur für Vernetzung zwischen Studierenden und Firmen gesorgt, sondern auch für eine Vernetzung der Studierenden untereinander. Da dies das erste größere Event des Studiengangs Gesundheits- und Medizintechnologien war. Die Studierenden verschiedener Semester verbrachten den (Messe-)Tag gemeinsam.
Die Medica ist jedoch eine sehr große Messe. Es war unmöglich, alles an einem Tag zu sehen. Deshalb fand am 20.11. ein Barbeque für alle Teilnehmenden statt. Danke an die Fachschaft 4, die das Ganze organisiert hatte. Im Vordergrund stand der Austausch über den Messebesucht.
Mehr als 90 Prozent der Studierenden beantworten die Frage: „Hat Ihnen die Medica ein Impuls für Ihr Studium gegeben?“ mit Ja. Diese beiden von der HRW unterstützten Veranstaltungen führten auch dazu, dass sich die Studierenden auch außerhalb des Hörsaals mit ihren Dozent*innen austauschen konnten. Nachgefragt wurde, ob jetzt regelmäßig die Besuche zur Medica in das Studium eingebunden werden können. Generell waren alle sehr beeindruckt von der Messe und kamen mit neuen Visionen über die Welt der Medizintechnik und ihrer eigenen Zukunft zurück.
erstellt von: Prof. Dr. Carole Leguy am 09. Dezember 2019
Projekte
Studierende erarbeiten ein mint4u-Konzept für Schüler:innen
Am Puls der Gesundheits- und Medizintechnologien
Das Thema Gesundheit ist heute populär wie nie. Die Forschung schreitet dynamisch voran und eröffnet immer mehr Optionen zur Prävention und kurativen Rehabilitation. Der Einsatz moderner Technologie wird dabei immer relevanter. Die Medizintechnologie ist zukunftsorientierte Technologie auf ingenieur-wissenschaftlicher Basis. Der stetige Fortschritt äußert sich auch in einem wachsenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Grund genug, die Fachkräfte von morgen für dieses Studium zu begeistern. Schüler:innen kennen oftmals medizinische Geräte, haben aber noch keine Vorstellung, welche Produktionsprozesse, Kenntnisse und Fähigkeiten für deren Herstellung benötigt werden. Die Studierenden der HRW wollen helfen und setzen genau da an.
Die Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Medizintechnologien erarbeiteten in ihrer Projektarbeit (im sechsten Semester) zusammen mit Prof. Dr.-Ing Carole Leguy, Doktorandin Annette Jobst und mint4u-Koordinatorin Helga Westerhuis, ein Konzept, das Schüler:innen die Basics ihres Studiengangs näherbringt. Sie sollen selbst erfahren, dass die studiengangsspezifischen Themenschwerpunkte Technologie, Informatik und Physiologie sehr aufregend und zugänglich sind. Das pädagogische Konzept der Studierenden sieht vor, dass in einem vierstündigen Workshop 15 Schüler:innen erste Erfahrungen mit der Konzeption und dem Einsatz ihres ersten physiologischen Messgerätes sammeln.
Zu diesem Zweck sollen die Schüler:innen mittles eines Mikrocontroller-Board (Sensebox:edu, basiert auf Arduino) selber einen Pulsoximeter-Sensor (MAX30102) programmieren und Messungen durchführen. Ebenso erfahren die Schüler:innen wissenswerte anatomische Fakten über unser Herz-Kreislaufsystem im Kontext des Pulsoximeter-Messungen. Am Ende des Workshops sollen sie in der Lage sein, nicht nur den Puls über das vom Max30102-Sensor erfasste Infrarot-Lichtsignal zu ermitteln, sondern auch ein visuelles oder akustisches Alarmsignal zu programmieren, um zu niedrige oder zu hohe Herzfrequenzen zu erkennen.
Digitalisierung im Gesundheitswesen
Studierende führen papierlos und online physiologische Studien durch
Auch im Gesundheitswesen ist Digitalisierung ein entscheidender Schlüssel für die Nachhaltigkeit. Im Bereich der klinischen Forschung tragen der stetig wachsende Einsatz elektronischer Patientendatenerfassungssysteme (EDC) zu einer effizienteren und schnelleren Datenübermittlung bei.
Gemeinsam mit dem schwedischen Unternehmen Viedoc Technologies haben Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Medizintechnologien die Gelegenheit, ein professionelles elektronisches Datenerfassungssystem (EDC) zu nutzen. Die Online-Plattform des Unternehmens ermöglicht es, Patientendaten aus einer klinischen Studie digital und unter Berücksichtigung gängiger Richtlinien zu erfassen.
Bei in-vivo-Studien (am Menschen), die im Pflichtmodul „Sicherheit im Gesundheitswesen und medizinisches Produktrecht” unter der Leitung von Prof. Dr. Carole Leguy angefertigt wurden, übernahmen die Studierenden die Rolle eines Studienadministrators, Designers oder Prüfers. Das heißt, sie erstellten die Studie auf dem technischen System, bearbeiteten Formulare und beachteten dabei die Nutzerfreundlichkeit. Trotz der Herausforderungen, die ein Online-Semester mit sich bringt, konnten die Studierenden interessante physiologische Studien durchführen. Sie erstellten Studien zu folgenden Aufgaben:
- Welche Auswirkungen hat die „Digitale Verschmutzung“ auf unsere kognitiven Fähigkeiten?
- Intervallfasten versus vegetarische Ernährung?
- Welche physiologischen Auswirkungen haben ASMR-Geräusche (Autonome Sinnesantwort)?
- Wie erweitern sich die Pupillen durch künstlich erzeugte Emotionen?
Auch wenn die Anzahl der Probanden gering war, haben einige der Studiengruppen signifikante Unterschiede herausgefunden und konnten ihre aufgestellte physiologische Hypothese belegen. Die Studierenden waren während des gesamten Studienverlaufs sehr motiviert und zeigten auch nach Abschluss der Studien großes Interesse für den klinischen Forschungsbereich und dessen Digitalisierung durch Lösungen wie EDC-Systeme.
Prof. Dr. Carol Leguy und die Studierenden bedanken sich herzlich beim Partner des Projektes, dem schwedischen Unternehmens Viedoc .
Strategie für Start-up-Unternehmen
HRW Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Medizintechnologien erarbeiten im Modul „Kostenstrukturen im Gesundheitswesen, Krankenhausmanagement“ eine Fünf-Jahres-Strategie für ein Düsseldorfer Start-Up-Unternehmen. Gegründet wurde „Routine Health GmbH“ 2018 von Ilja Michaelis.
Routine Health stellt Patienten und Therapeuten eine Reha-Nachsorge-Plattform für das betreute Eigentraining zur Verfügung. Es handelt sich um ein digitales Nachsorgekonzept bei Phantomschmerzen, die die Patienten täglich mit Übungen aus den Bereichen der Ergo-, Physio- und Psychotherapie unterstützen. Ziel ist eine kontinuierliche und emphatische Betreuung mit moderner Technik.
Auf dem Weg zum Erfolg
Unterstützt von Prof. Dr. Carole Leguy haben Studierende des Studiengangs Gesundheits- und Medizintechnologien Strategien entwickelt, die das junge Unternehmen weiterentwickeln und am Markt etablieren sollten.
Ihre Ideen präsentierten sie zum Ende des Sommersemester 2019 (Juni). Besprochen wurden Themen wie Benchmarking, Kostenrechnung bis hin zu Motivation der Mitarbeiter. Die Leistungen der Studenten wurden bewertet und die Besten erhalten die Möglichkeit, ihr Projekt im Unternehmen durchzuführen.
„Die Studierenden wissen die Praxisnähe im Studium sehr zu schätzen“, berichtet Prof. Dr. Carole Leguy.
Ilja Michaelis, Inhaber und Geschäftsführer, gibt den Studierenden und potenziellen Unternehmensgründern folgenden Tipp mit auf den Weg: „Die Kunst ist, nicht ein technisch gutes Produkt zu bauen. Die Kunst ist, einen Absatzkanal, Käufer, Geschäftsmodell dafür zu finden.“ Eine Idee für sich, ist nichts Wert, bei sieben Milliarden Menschen gibt es garantiert tausend Andere, die exakt dieselbe Idee haben. Es gewinnt der, der anfängt sie umzusetzen, dazu gehört: Harte Arbeit, ein gutes Team und so früh wie möglich mit den zukünftigen Kunden in Kontakt zu treten und die Idee konstant gegenüber dem Kundennutzen zu validieren, anzupassen und notfalls zu ändern. „Dream big. Start small. Begin now!”