Zum zweiten Mal präsentierten Studierende der HRW und der Wayne State University in Detroit erfolgreich die Ergebnisse eines gemeinsamen Lehrprojekts in der Fahrzeugelektronik. Das Besondere daran: Während des Semesters läuft die Zusammenarbeit weitgehend online ab. Nur zweimal begegneten sich die Studierenden persönlich. Für die Vorstellung der ersten Zwischenergebnisse reisten die Studierenden der WSU im Mai mit ihren Lehrkräften nach Mülheim. Im Juli erfolgte nun der Gegenbesuch der HRW-Studenten zur Abschlusspräsentation an die WSU in Detroit, der „Autohauptstadt“ der USA.
Wie im letzten Jahr war die Aufgabe für die Studierenden der Entwurf und Bau eines KFZ-Steuergerätes. Dieses Jahr sollte ein Warnsystem entwickelt werden, das im Auto zurückgelassene Babys und Kleinkinder erkennt, bei drohender Überhitzung die Eltern per Smartphone warnt und ggf. über Notruf einen Rettungswagen ruft. Die Motivation für das Projekt: In den USA sterben jährlich zwischen 30 und 40 in Autos zurückgelassene Kinder an einem Hitzschlag.
Mit diesem Projekt simuliert Prof. Dr. Klaus Thelen, Studiengangsleiter des Studiengangs Fahrzeugelektronik und Elektromobilität an der HRW, und seine amerikanischen Kolleg:innen ein typisches Multi-Site Projekt der Fahrzeugindustrie. Die verschiedenen Arbeitspakete eines Projekts sind dabei auf internationale Teams verteilt, die über Sprach- und Landesgrenzen hinweg online und offline zusammenarbeiten. Entsprechend erhielten die Studierenden auch den Auftrag, ihr Projekt nach den gängigsten Fahrzeugnormen zu entwickeln, aufzubauen und zu testen. Um den praxisnahen Bezug zu komplettieren, sollten die Gerätekosten so gering sein, dass später auch eine Produktion in Großserie möglich wäre.
Für die Entwicklung der Sensorik des Steuergeräts waren die Mülheimer Studierenden zuständig. Zur Detektion der Kinder wurden dabei hochempfindliche Kraftsensoren verwendet, die die Atmung der Kinder anhand winzigster Veränderungen in der Gewichtsverteilung erkennen und mathematisch auswerten konnten. Die Kommiliton:innen aus Detroit haben das Steuergerät mit GPS-Sensoren erweitert und das Steuergerät ertüchtigt, die Notrufdaten über GSM weiterzuleiten. Über eine selbst entwickelte App erhalten die Fahrzeughalter rechtzeitig einen Alarm und die genaue Position des Fahrzeugs auf einer interaktiven Landkarte.
Vor der Abschlusspräsentation war die Nacht wie erwartet kurz, denn der Anspruch der Studierenden an ihre gemeinsame Arbeit war hoch: Hardware, Software, die Sensoren sollten perfekt werden. Zur Demonstration wurde statt eines Babys eine Kinderpuppe verwendet, deren Atmung über eingebaute, per Motor bewegte Gewichte simuliert wurde. Trotz größter Nervosität hat die Präsentation perfekt geklappt. Neben den vielen Besuchern der WSU waren auch die per Video zugeschalteten Vertreter Detroiter und deutscher Automobilhersteller und -Zulieferer begeistert.
Begleiten konnte man die letzten Arbeitsschritte und Erlebnisse in Detroit auf dem Instagram-Kanal des Instituts MST. Neben den vielen neuen Eindrücken hat vor allem die enge Freundschaft mit den amerikanischen Studierenden das Ganze zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.
"Allen, vor allem auch den engagierten studentischen Tutoren, vielen Dank" sagt Prof. Klaus Thelen im Namen aller Teilnehmer.
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